(GEHÄUSE)

Objektbau und Lichtdesign

Eine Uraufführung in Etappen

ein Projekt von Spitzwegerich

(GEHÄUSE) ist ein Projekt von Spitzwegerich mit Flora Besenbäck, Simon Dietersdorfer, Norma Espejel, Manfred Engelmayr, Franziska Füchsl, Natascha Gangl, Anna Hauf, Martin Hemmer, Max Höfler, Felix Huber, Birgit Kellner, Asli Kislal, Christian Schlechter, Emmy Steiner, Rebekah Wild.

Spitzwegerichs neuestes Unterfangen führt über vier Etappen in sehr unterschiedliche Gehäuse: Die Figuren- und Objekt-Theatergruppe Spitzwegerich begibt sich an Orte und Räume, denen sie ihre Geschichten entlocken und in bild- und wortgewandte Performances verwandeln. Die Autor:innen Franziska Füchsl, Natascha Gangl und Max Höfler erarbeiten die Texturen, Manfred Engelmayr taucht sie in Sound und Musik, Simon Dietersdorfer, Norma Espejel, Anna Hauf, Martin Hemmer, Birgit Kellner, Christian Schlechter, Emmy Steiner sowie Rebekah Wild bespielen sie mit Figuren in wundervollen Objektlandschaften. Die Arbeit von Spitzwegerich wurde 2022 auch mit dem Outstanding Artists Award gewürdigt.

Von Geruchsexpansionen, Automatisierung des Handwerks und Umweltzerstörung

Bereits im März erforschten Spitzwegerich in ihrer ersten Etappe eine ehemalige Parfümerie in Wien-Hernals und spürten dort der Expansion von Düften nach. Anfang Juni finden sich die Gehäuse-Forscher:innen in ihrer nächsten Etappe in Wien-Wieden in einer ehemaligen Weberei ein und untersuchen, wie altes Handwerk auf neue Technologien und automatisierte Prozesse reagiert. Zuvor machen sie noch einen Zwischenstopp im WERK X-Petersplatz und zeigen dort “Pick mich auf!“. Im August reisen sie weiter zum Herrensee nach Litschau und graben dort alte Geschichten über die Zerstörung von Umwelt sowie lokalen Strukturen durch Großbetriebe hervor. Die letzte Etappe findet Ende Oktober im WERK X-Petersplatz statt, wo die gefundenen und erfundenen Geschichten zu einer abendfüllenden Performance zusammenwachsen. 

Spuren hinterlassen
Als Inspiration für (GEHÄUSE) steht das Buch “Der Tempel des Nichts. Das Zaubern” von Gundi Feyrer. Universell stellt die Autorin alles in Frage und beschreibt das Lebendige in allen Dingen wissenschaftlich wie künstlerisch. Scheinbar Profanes verbirgt in seiner Hülle – seinem Gehäuse – Unerwartetes. Dieses Unerwartete, Versteckte, nicht Offensichtliche möchte Spitzwegerich mittels Objekttheater, Musik, Schauspiel und Sprache zutage fördern.  

“Als Gehäuse verstehen wir die Hüllen von Wirkstätten, als Rahmen eines künstlerischen Forschungsgebietes. Wir stellen das Selbstverständnis, mit dem wir Orten und Objekten begegnen infrage und graben tiefer. Dabei bewegen wir uns innerhalb eines Jahres in drei Etappen hin zu einem die Geschichten bündelnden Raum,” sagt Birgit Kellner, Mitbegründerin von Spitzwegerich.

“Jedem Raum schreibt eine Autorin oder Autor einen Text zu, wobei Fiktion und Realität, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschwimmen. In jeder Etappe entstehen Figuren, Ausstattungselemente, Klang und Musik. Dabei begleiten uns Fragen, wie: Welche Spuren hinterlassen wir im Raum, welche hinterlässt der Raum in uns? Macht sich das Vergessene selbstständig? Wird es lebendig?” ergänzt Christian Schlechter, ebenfalls seit der ersten Stunde Teil des Kollektivs von Spitzwegerich.

(C) Felix Huber

Die Nase richtet sich nach oben: Vom Dreck Richtung Weltall

Etappe01 Eau-O: 24 + 25 März // Setzkasten

In ihrer ersten Etappe Eau-o haben Spitzwegerich Halt in einer ehemaligen Parfümerie auf der Hernalser Hauptstraße gemacht und dort Duftspuren verfolgt. Ein weiter Bogen wurde gespannt: Von den gemeinhin als Gestank empfundenen Körperausscheidungen und der Industrialisierung von Gerüchen durch Duftdesign für Kreationen, die alles Üble oder schlicht Neutrale übertünchen sollen, bis hin zu den Gerüchen im Weltall.

Tatsächlich hat die NASA eigene Parfüms hergestellt, mit denen man am Weltraum schnüffeln kann. Ebenso hat die US-Raumfahrtbehörde den Duft des Mondes in ein Flakon gefüllt. “Ob man jemand riechen kann, entscheidet über zwischenmenschliche Beziehungen. Wie steuern Gerüche unser Verhalten? Können wir Ekel verlernen? Sind Parfüms Kostüme für den eigenen Körpergeruch? Diesen Fragen sind wir nachgegangen, und nicht nur aufrecht. Siegmund Freud hat das Abheben der Nase aus evolutionshistorischer Sicht, also den aufrechten Gang, mit dem Ekel in Zusammenhang gebracht. Seine Thesen

ließen sich nun um das menschliche Streben ins All erweitern. Nicht zuletzt, da das vordere Ende der Rakete im Englischen ‘nose cone’ heißt,” berichtet Autorin Franziska Füchsl, die für den Hernalser Duftraum auch alle Texte geschrieben hat.

Vom Webstuhl zur Künstlichen Intelligenz
Etappe02 Himmelspach: 08. + 09. Juni, Seisgasse 8, Souterrain Eingang links, 1040 Wien 

(C) Felix Huber

Die zweite Etappe führt in den vierten Bezirk in die ehemalige Hand-Webe-Teppich-Werkstatt von Jakob Himmelspach, in der nach wie vor gearbeitet und gesponnen wird. Spitzwegerich verspinnt dort die Entwicklungen vom Webstuhl zu Künstlicher Intelligenz zu einer Hyper-Textil Performance. Das Publikum trifft dort auf Sprechmaschinen, unendlich lange Hände, die in der Musik von Manfred Engelmayr und Texten von Natascha Gangl im Gesang von Anna Hauf mit einer arbeitsreichen Performance von Christian Schlechter und Norma Espejel verschmelzen.

Wasser abgraben
Etappe03 Graben: 12. 13. August, theaterfestival Hin & Weg, Litschau

Die dritte Etappe führt die Raum- und Ort-Forscher:innen zum Herrensee in Litschau. Dort graben sie in der Geschichte des Sees und seiner Umgebung. Einst betrieben dort Bauern ihre Mühlen an den Ufern des Mühlteichs, bis die Grundherren ihnen das Wasser abgruben, um selbst ausreichend Wasserkraft ihrer neu gebauten großen und mehrgängigen Hofmühle zuzuführen. Dazu wurden hunderte böhmische Teichgraber herangezogen, die den Herren ihren Teich weiter und tiefer gruben. So wurde dieser auch gleich als solcher umbenannt.

Endstation Petersplatz

Etappe04 Im Gehäuse: Ab 30. Oktober, WERK X-Petersplatz

Das große Finale: In Etappe 4 begibt sich Spitzwegerich in das Zentrum der Stadt und richtet alle gefundenen und erfundenen Geschichten aus den vorangegangenen Etappen im unterkellerten Theaterraum des WERK X-Petersplatz ein und zimmert sie dort zu einem abendfüllenden Stück zusammen.

(C) Felix Huber
(C) Felix Huber
(C) Felix Huber
(C) Felix Huber