fluss, stromaufwärts

Lichtdesign und Produktionsleitung
Werk X-Petersplatz, 2020
Regie: Alexandru Weinberger-Bara
„Aber andere,
genauso wie du,
gefangen,
in den Fäden der Vergangenheit,
gefangen,
in der fortlaufenden Darstellung ihres eigenen Schicksals“.
das baldanders theaterkollektiv wurde im Frühling 2019 in Wien von Alexandra Pâzgu (Dramatikerin) und Alexandru Weinberger-Bara (Regisseur) mit dem Ziel gegründet, sich auf die theatral-dokumentarische Aufarbeitung der Situation der Ost-Europäer*innen im Westen zu fokussieren, so auch in ihrer ersten Zusammenarbeit „fluss, stromaufwärts“, welche die Identitätssuche unter ein Vergrößerungsglas stellt.
Um sich von den Vorurteilen seines Heimatlandes Rumänien zu befreien, wandert der junge Übersetzer, Tino, irgendwo in den deutschsprachigen Raum aus. Seine Reise ist nicht nur ein Heimatwechsel, sondern auch gleich eine Anbahnung für das eigene Exil, wo er sein Alter Ego namens Lachs kennenlernt; dieses verkörpert die Stimme des Gewissens und zwingt ihn, sich mit seinen eigenen Wurzeln auseinanderzusetzen. Zugleich erscheint Tinos Großmutter, Effie. Die 122-jährige Rentnerin steht für eine alte Generation, die sich dem rumänischen Zeitgeist von heute nicht mehr anpassen kann und daher ihre Zuflucht in der Vergangenheit sucht.
„fluss, stromaufwärts“ ist ein Manifest, das die grundsätzlichen Narrative hinterfragt, um die sich unser individuelles Weltbild dreht.
Die Realität ist eine Reihe zufälliger Ereignisse und wir versuchen, sie in gewissen mentalen Konstruktionen zu verankern; seien es Gesellschaftsnormen, nationale Identität, ethnische Angehörigkeit, oder Familienverhältnisse. Wenn diese uns nicht mehr reichen, wollen wir aus ihnen ausbrechen und somit neue Gründungsmythen finden, die unseren Platz in der Welt (be)deuten. Als Zeitzeug*innen der Epoche der Post-Wahrheit sind wir der ständigen Neuerfindung ausgeliefert.

all images (c) Alexander Gotter